Der Winterschmetterling
Im tiefverschneiten Winterwald ...
... ein Schmetterling. - Ihm ist sooo kalt.
Er wollte Herbst und Winter necken,
sich vor dem Faltertod verstecken.
Der späte gelbe Sonnenhut
gab ihm noch seinen süßen Mut.
Er ist verblüht. - Ein schwarzer Rabe
sitzt lachend nun auf seinem Grabe,
versucht, den Schmetterling zu schnappen
und freut sich auf den bunten Happen.
Der fliegt davon mit letzter Kraft.
Beinahe hätt' er's nicht geschafft.
Das Schmetterlingchen, voller Kummer,
geschwächt von Nektardurst und Hunger,
entflieht und schwebt ... und sinkt hernieder,
denkt noch an Frühling, denkt "nie wieder...".
Die Nacht bringt Nässe, Eis und Schnee.
Ein kalter Wind bläst über'n See
und pustet, puustet ohne Ende
in schwere, dunkle Wolkenwände,
bis diese endlich zaghaft weichen,
sich teilend um die Sternchen schleichen.
Und da erblickt ein Sternenkind
den armen sterbend Schmetterling ...
Der Stern, von Mitleid schnell erfasst,
fliegt nieder auf den dürren Ast,
den sich der Falter halb erfroren
im Flug zum Sterbebett erkoren.
Es ruht der Falter sicher, warm,
ohnmächtig in des Sternchens Arm,
der ihn in weiche Blätter bettet
und ihm somit das Leben rettet.
Am Waldessaum, geschützt durch Hecken,
kann man ein zartes Licht entdecken; -
das ist ein Stern, der Wärme spendet
dem Falter, bis der Winter endet.
© Insu