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Vögel-, Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte

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Insulaire
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Ort: Ile de Ré


New PostErstellt: 30.08.09, 00:16  Betreff: Vögel-, Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Henry

Hab 'nen gelben Enterich.
Dieser freut sich königlich,
darf er mit mir Gassi gehen,
sich die schöne Welt besehen.

Neulich gingen wir zu zweit
- Enter Henry gleich bereit! -
durch das Münchner Lenbachhaus.
Ach, war das ein Augenschmaus.

Henry's Quaken heiter schallt.
Viele Bilder, neu und alt,
ließen ihn vor Staunen beben.
Für nen Ent'rich ... ein Erleben.

In der Ecke dort im Flur
stand ein Stuhl (wir gafften nur),
dick mit Butter vollgeschmiert,
der wohl nach Beachtung giert.

Weiter ging's zum nächsten Raum,
Bilder, Zimmer, mehr, - ein Traum.
- Drehte mich nach Henry 'rum ...
Weggg!! Ich suchte um und um.

Eine Traube Menschen stand
lachend dort im Flur. - Ich fand
Henry, meinen Lustignetten,
auf dem Stuhl, dem butterfetten.

Und da rutschte er putzmunter
wie auf einem Skihang runter,
quaaakte bayrisch-jodelnd laut,
dass ein jeder auf ihn schaut.

Henry ward zum Stadtgespräch:
"Bade-Ente, gelb und frech,
schändete die Kunst von Beuys!",
schrieb die Zeitung unter "Neu's".

Und nun hat Henry Hausarrest.
Ich band ihn an der Wanne fest.



(Ich geb's zu. - Eines an dieser wahren Begebenheit ist geschwindelt:
"Der Fett-Stuhl" von J. Beuys steht nicht im Lenbachhaus München,
sondern im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.)

Herr Beuys möge mir das Entleihen
seines Butterstuhl's verzeihen.
 


[editiert: 13.03.13, 16:56 von Insulaire]
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New PostErstellt: 30.08.09, 00:22  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Henry und Henriette

Henry liebt die Henriette,
diese kleene-tolle-nette-
goldig-liebe Bademaus,
heimlich stets im Badehaus.

Dorthin schlichen sie zur Nachte,
als der Mond am Himmel wachte,
fiebrig, um dreiviertel zehn.
Keiner darf sie dabei seh'n.

Denn die liebe Henriette
ist daheim dem Himmelbette
ihres Gatten frech entfleucht,
der dort selig schnarchend keucht.

Henry, ebenso verbandelt,
ist wohl einer, der schnell handelt,
nicht an seine "Alte" denkt,
die ihm keine Wonnen schenkt.

Beide woll'n sich unumwunden
wieder einmal neu erkunden.
Henriette, schnell bereit,
schlüpft aus Slipchen und dem Kleid.

Henry, freudevoll geblendet
- da 'ne Brille er verwendet -,
stürzt sich auf das süße Weib
(nicht nur so aus Zeitvertreib).

Doch die Brille hat ein Bändchen,
worin sich das zarte Hälschen
von der Henriett verfängt
und sie würgt, - worauf sie flennt.

Henri kämpft auch mit Problemchen,
da der Träger des BeHä-chen
seinen Hals so fest umschlingt,
dass er, gelb, nach Atem ringt.

Und so hängen nun die Beiden
lust- und luftlos in den Seilen.
Erst am nächsten Morgen früh
findet man - das "Feder"vieh.

So kommt alles schnell ans Licht.
Siehste: Fremdgeh'n lohnt sich nicht...


 


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New PostErstellt: 30.08.09, 00:28  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Kikeriki  I.

Bist Du ein Alter oder Junger, -
gar schlimm kanns gehn mit Liebeskummer.
Du rennst dem Henderl hinterher,
du balzt und krähst dein "Bittesehr"
vom Sonnenauf- bis -untergang.
Soo gings auch ihm, - schau ihn dir an:



Er konnte doch so viele haben,
- wollt nur mit Henne Berta schaben
und scharren dort im feuchten Sand,
wo er für sie die Würmchen fand,
wollt nuuur mit ihr im grünen Gras
"du-weißt-schon-was" ... so dies und das.

Statt andern hinterherzuhetzen,
wollt er sich gerne auf sie setzen,
ganz liebevollst auf ihr nur hupfen
und sie dabei am Hälschen zupfen.
Er konnt an SIE nur immer denken, -
wollt ihr die schönsten Körnchen schenken.

Tja - leider, - c'est la vie - ... Das Leben
hat IHR die Lieb nicht eingegeben.
Die Angebetete blieb kühl
und trieb mit ihm ein böses Spiel.
Erst reizte sie ihn. Ei-der-Daus!
Dann lachte sie ihn gackernd aus.

Doch spielten all die andern Hähnchen
mit ihr oft Hühner-Frau und -Männchen.
Viel Eier zeugten Stück für Stück
von ihrem liederlichen Glück.
Den Truthahn wollt sie gar betören, -
doch IHM gar niemals angehören.

Er war so einsam, still und traurig,
der schöne Hahn; - er krähte schaurig
und nie mehr stolz  und würdevoll
- wie so ein Prachtstück das doch soll! -.
Solch Leben bringt nicht Freude, Glück.
Er zog sich in den Wald zurück.

Ein Baum wurd ihm zur Himmelspforte.
"Oh, - Berta...!"; - seine letzten Worte,
die hörte ich, lief in den Wald, ...
doch fand den Armen kahl und kalt.



UND DIE MORAL VON DER GESCHICHT?
DER BRATEN HEUT WAR EIN GEDICHT!


[editiert: 30.08.09, 00:34 von Insulaire]
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New PostErstellt: 30.08.09, 00:36  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Kikeriki II.     (2. Teil des Dramas)

Der Henne Berta fehlte 'was;
nichts brachte ihr mehr richtig Spaß.
Ihr Hühnerherz schlug wund, mit Frust,
in ihrer weißen Federbrust.

Kein Hähnchen kam mehr bei ihr an.
Sie suchte nur den schönen Hahn,
der so vergeblich sie verehrte
und sie so sehnsuchtsvoll begehrte.

Der Haufen Mist, sein Lieblingsort ...
- Öd und verlassen lag er dort,
wo früher Mr. Hahn stolzierte
und Berta voller Glut hofierte.

Auch fand sie ihn nicht auf dem Zaun,
nicht unter seinem Lieblingsbaum ...
Sein Platz im Stall, - verwaist und leer.
Berta verstand die Welt nicht mehr.

Da - hörte sie von seinem Tod
und dass "ihr" Hahn in Liebesnot
und tiefstem Kummer (armes Tier)
sein Leben gab. - Nur wegen ihr!

Das war ein Gackern und Gekräh.       
Ihr tat das Hennenherz sooo weh.
Sie lief zum Baum im tiefen Wald.
Ihr Herz schlug heiß - trotzdem eiskalt .

Nur noch ein allerletzter Hupfer ...
Dann sank sie um auf einem Tupfer       
von seinem Blut, das rot, noch nass,
dort glänzte auf dem grünen Gras.

So gab sie hin - der Lieb' ergeben
und ihm, dem Hahn - ... ihr Hühnerleben.
Ihr Körper wurd noch in der Frühe
zu einer fetten Hühnerbrühe.

Doch ihre Seele ging zu ihm,
dem Hahn, der glücklich sie empfing.
Jetzt sieht man sie im Tod vereint ...
(Ein Herz zeigt nun, wer herzhaft weint.)


 


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New PostErstellt: 30.08.09, 00:39  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Ich hab echt nen Vogel

Als ich letzte Woch' am Strand
sandgestrahlt zerzauselt stand,
schwebte lange über mir
groß und weiß ein Möventier.

Es beguckte mich von hint'
und von vorne ... "Möven sind
wirklich neugierig!" Und denn
setzt' ich mich auf's Mäuerchen.

Dachte träumend vor mich hin:
"Was hat dieses Tier im Sinn?"
Lange lange saß ich da
so mit windzerzaustem Haar.

Und auf einmal, furchtbar nah
- dachte mir "das ist nicht wahr!" -,
Flügelschlagen über'm Kopf ...
... flog das Tier mir in den Schopf.

Ich vermochte nicht zu schrei'n,
hielt ganz still in meiner Pein,
als die Möwe lachte, - laut
und so grell, dass jedem graut.

Darauf kuschelt' sie sich gar
sehr gemütlich in mein Haar.
"Tja, was tun?" Ganz langsam stand
ich dann auf, ging fort vom Strand ...

Doch das Tier ließ sich nicht stör'n,
konnt's behaglich schnäbeln hör'n,
nahm's nach Haus. - Nun gibt's, "Juchhei!",
jeden Tag ein Möven-Ei.


 


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New PostErstellt: 09.09.09, 14:36  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen


Adler-ei

Herr Adler saß, ein bisserl traurig,
im trauten Horst; ... fand's nicht beschaulich,
allein - und einsam innerlich.
Er sehnte sich so inniglich
nach Schnäbeln und nach Zweisamkeit
nach einem weichen Federkleid,
dem, unter ihm und nebenbei,
er niemals werde einerlei.

"Adler, sei wachsam allerorten,
vielleicht kannst du was Liebes orten",
- so dachte sich der Vogel-King,
bevor er in die Lüfte ging,
um mit geübtem Raubtierblick
zu suchen nach dem großen Glück,
das irgendwo - er glaubte d'ran -
und das schon bald, für ihn begann.

Es stach sein Aug' aus großen Höhen
durch wolkendichte Regenböen
und grünen Lorbeer in ein Haus.
Da machte er Geflatter aus
in einem Zimmer hinter Glas.
Ein junges Sperber-Weibchen saß
gefangen dort in einem Raum
und sah hinaus zum Lorbeerbaum.

Herr Adler, groß und stark und prächtig,
barg Willen, Kraft und Muskeln mächtig
in seinen Schwingen und dem Leib,
machte zum Sturzflug sich bereit,
hinab und durch die Fensterfront. -
Das Glas, es barst! ... Er ward belohnt,
da jetzt Frau Sperber bei ihm wohnt,
mit ihm im Wolkentraumhaus thront.

Im Adlerhorst in Oberbayern
sitzt nun Frau Sperber auf zwei Mischlingseiern. 

© Insu



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New PostErstellt: 09.09.09, 14:52  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen


GeierEier

Es war einmal ein Geierlein,
das fraß die ganzen Eierlein,
die seine Geierfrau so fein
ihm legte in sein Nest hinein.

Da schrie die Geierfrau voll Pein
gar krächzend laut: "Oh-nein, Du Schwein!
Ich bitt dich, aases Geierlein,
lass meine Geier-Eier sein!"

Doch dieses fiese Geierlein
lacht sich ins Fäustchen nur hinein
und stopft sich eins-und-zwei-und-drein
die Geier-Eier - alle - rein.


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New PostErstellt: 09.09.09, 15:07  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ...-Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Der Hahn

Ein Hahn,
der hatte nur noch einen Zahn.
Als seine Hennen dieses sah'n,
so hähnselten sie ihren Hahn
zum Gotterbah'm,
worauf er krähte gar nicht zahm,
verlohr dabei den letzten Zahn,
verschluckte ihn im Handumdrah'n,
bevor er konnte weitersah'n;
- gar schröcklich klang sein zahnlos' Krah'n.
Und als der Zahn
nach Stunden dann zum Vorschein kam,
trat rückwärts in den Zahn
der Hahn,
ganz aus Versah'n
und wurd' zu alledem noch lahm,
konnt sich den Hühnern nicht mehr nah'n.
Dann,
sittsam,
ohne Zahn
und lahm
verschied der Hahn
vor Kummer gram
mit leisem Krah'n.


 © Insu



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New PostErstellt: 09.09.09, 15:10  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Die Friedenstaube

Friedenstaube? --- Dass ich nicht lach'!
Die lauert den ganzen Tag auf dem Dach
vom Schuppen mit hoochgerecktem Kopf,
blickt weit in die Runde "ja, kommt 'sie' heut noch?"

Diie kommt, diese andre, sieht ebenso aus,
ja, gleicht ihr auf's Haar, - und das hält sie nicht aus.
Die Taube stürzt immer wieder wie wild
mit lautem Geschrei auf ihr Ebenbild,
sie attackiert sie, der Schnabel sticht zu.
Seit Wochen ist's aus mit der gärtlichen Ruh'.
Die Tauben umschwirr'n mich, die eine ganz lieb,
die andere giftig und laut, - die spielt Krieg.

Und so geht das stundenlang, alle Tage
Geschrei und Gekeife. - Es ist eine Plage!
Die Taube, das Sinnbild für Friedfertigkeit, ...
auch sie - zum Streit und zum Kriege bereit.

© Insu



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New PostErstellt: 09.09.09, 15:12  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte  drucken  weiterempfehlen

"Meine" Friedenstaube

Hier ist sie, die, die immer streitet,
den andern Ungemach bereitet.
Wenn ich so ganz genau hinschaue,
dann getraue
ich mich zu sagen, "sie" ist männlich,
als Täuberich am Kopf erkenntlich.

Ich seh da einen Backenbart
wie bei Franz Joseph. Diese Art
sich aufzuplustern, - kaiserlich,
die hinderte mich trotzdem nicht,
den Schreihals im Salon zu fangen,
als er dort ein- und ausgegangen.

Nun saß der freche Taubenmann
am Fenster, sah mich fordernd an.
"Will raus hier!", sagte mir sein Blick.
Erst "Klick!",
danach ließ ich ihn frei.
Er tappte stolz an mir vorei.

Und - was er mir dabei noch bot:
... königlichen Taubenkot.

                                                                                                              © Insu  

 


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New PostErstellt: 09.09.09, 15:17  Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte  drucken  weiterempfehlen

Evolution

Ein Wolperdingerfräulein schlich
des nachts im dunklen Mondeslicht
... nach Preußen 'rein - ohweia -
und legte Gemseneier
ganz heimlich, still und leise
auf Wolperdinger-Weise
in einen kleinen Hühnerstall.
Die Hähne hielten dicht, zumal
sie ihre Freude hatten,
die Wolperdame zu begatten.
Da ging es rund und durch-einander
mit liebem Für- und Mit-einander.

Bald kann man dort im Norden schon
als DIE Touristenattraktion
weißblaue Gemsen-Hühner seh'n,
die jodelnd sich zum Landler dreh'n.

 


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