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Ebbes Asyl
Plaudern über Dies und Das, fröhlich und ernst, Fotografie, Texte, Hobbys ...
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Insulaire
Registrierter Benutzer Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 17.09.09, 00:29 Betreff: Re: BÄREN-Gedichte, -Märchen, -Textchen |
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Das goldene Fell
Es geschah an einem wunderschönen sonnigen Sonntagnachmittag im September, als der Nackte Bär durch den Märchenwald schlenderte, dass er so bei sich dachte: "Weshalb trotte ich immer nur alleine durch mein ganzes Leben, statt wie all die anderen Tiere des Waldes, ja, des gesamten Märchenlandes, mir eine liebevolle Gefährtin zu suchen? Mit ihr könnte ich alles teilen, meine Freude, meinen Honig, die süße Luft, die ich atme, und auch meinen Kummer, wenn ich wie so oft zu viel gefressen habe und mein armer Magen mich schmerzt." Also versteckte sich der Nackte Bär hinter einem dicken alten Baum und beobachtete heimlich alle Bärenmädchen, die noch nicht verheiratet waren. Alsbald gefiel ihm eine kleine mollige Bärin ganz besonders gut, die sich von allen anderen unterschied, da ihr Fell in der Sonne wie goldener Honig glänzte. Er überlegte nicht lange und stürzte laut brummend und angesichts der vor ihm liegenden Gemeinsamkeiten voller Ungestüm auf das Bärenmädchen zu, warf sich vor ihr auf die Erde, sodass der ganze Waldboden erbebte, und bat sie sabbernd um ihre Tatze. Jedoch die kleine Bärin erschrak darüber fürchterlich. Sie machte einen Satz nach oben und, hopps, hing sie einen ganzen Meter hoch an einem Baumstamm. Der Nackte Bär aber wusste sich sofort zu helfen, eilte zum nächsten Bienenstock und lockte die honiggoldene Bärin mit den allersüßesten Bienenwaben des Märchenwaldes in seine Arme. Was er dabei aber nicht bedachte, - Haare war er nun absolut nicht gewohnt. Das Fell der Auserwählten kribbelte und kitzelte ihn so stark in seiner Nase, dass er jedes Mal, wenn er ihr nahe kam, ganz fürchterlich niesen musste. Und bei jedem trompetenlauten Ha-a-a-tschi! sprang die süße Bärin von Panik erfasst wieder hinauf auf ihren Baum. So ging es lange Zeit. Honig suchen, Bärfrau locken, die ersten Liebesschnupper, niesen, der Sprung auf den Baum ... Bis, ja, bis der Nackte Bär aufgab. Traurig, mit hängenden Schultern tappte er zurück in das Dickicht des Waldes. Nur noch einen allerletzten Blick warf er zurück auf das honigfarbene Traumwesen, das dort auf der Lichtung mit schreckgeweiteten Augen an einem Baumstamm hing. Und voller Wehmut streift der Nackte Bär weiterhin einsam und alleine durch die Wälder des Märchenwaldes.
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