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Ebbes Asyl
Plaudern über Dies und Das, fröhlich und ernst, Fotografie, Texte, Hobbys ...
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Autor |
Beitrag |
Insulaire
Registrierter Benutzer Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 18.03.10, 12:39 Betreff: Re: Enten-, Hühner- und ähnliche ... gefiederte Gedichte |
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Der alte Eichelhäher
Frau Rotkehl, ete und petete, die übte grade auf der Flöte, saß im Gezweig wie auf nem Thrönchen und kannte mehr als siebzig Tönchen.
Im Baum - ein alter Eichelhäher käm' ihr so gerne nah und näher. Entflammt umflattert' er die Schöne, hört' - tirili - nur ihr Gehöhne.
Der Häher wollte jubelnd singen und so die Rotkehlfrau bezwingen, doch brachte er, oh welche Schande, nur leise Dchää-Dchää-Piüü's zustande.
Die Rotkehldame lachte trillernd. Der Häher schüttelte sich schillernd sein Federklein, schwarzweiß-blaurötlich und meinte ernsthaft, ehrerbötig:
"Ich schenk dir meine Farbenpracht, obwohl du mich nur ausgelacht; ich reiß mir alle Federn aus und baue Dir ein Nest daraus."
Da putzte sich die Rotkehlsüße die Flügelchen und ihre Füße und piepste zart: "Fang mir die Mückchen, dann lieb ich dich ein kleines Stückchen."
Der Häher mochte keine Mücken, doch um die Schönheit zu beglücken, flog er trotz Gicht und Gliederschmerzen zur Mückenjagd mit wundem Herzen.
Das Alter machte ihm zu Schaffen und er - er machte sich zum Affen?, flog hin und her und rauf und runter, tat so, als wär er jung und munter.
Nicht lange, - dann geschah ein Wunder: Die Rotkehldame im Holunder wurd stiller, saß und sah und staunte, ihr kleines Herzchen, das posaunte.
Das Kehlchenherz schlug heiß und schwer für diesen Eichelhäher, der ihr Liebes tat. - Und so, ihr Leut', erhörte sie ihn gleich noch heut.
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