Es begab sich zur Fußballeuropameisterschaft 2008
Nun war es zu Ende, das Spiel der Piefkes, wie die Deutschen von den Ösis fast liebevoll genannt werden. Spielerisch konnten jene, die das Querpassspiel auf der Mittellinie fast als einziges in Perfektion beherrschten, nicht überzeugen. Dem Siegestor ging ein Foul voraus und der danach erfolgte Strafstoß. Irgendwie hatte ich es aber geahnt und war wenig enttäuscht. Nur der Mond, der zum Fenster rein schien und sich scheint‘s ein Grinsen nicht verkneifen konnte, irritierte mich. Na warte dachte ich, dich fang ich ein. Flugs griff ich mir meine kleine Digi Cam und schoss einige Blitze in den nächtlichen Himmel. Ja ich weiß, mit Blitzlicht kann man da wenig ausrichten. Dementsprechend war ja auch die Qualität der Fotos. Ein kleiner weißer Punkt, inmitten der Schwärze, war das einzig sichtbare.
Dieses Foto ist eines von meinen Mondblitzlichtfotos.
Ich schaute danach noch ein wenig die Auswertung des Spiels Österreich gegen Deutschland, bis mich ein unerwartetes Klingeln aufschreckte. Kurz vor Mitternacht, wer konnte da Einlass begehren, oder waren es Jugendliche die wieder einmal die Klingeln putzten? Jedenfalls drückte ich, ein wenig von Neugier getrieben, den Türöffner. Als ich dann die Wohnungstür öffnete wollte ich meinen Augen nicht trauen. Polizisten kamen da, von wilder Entschlossenheit getrieben, die Treppe hinaufgeeilt und forderten energisch Einlass. Nachdem sie die Wohnung betreten hatten befahlen sie mir, meinen Fotoapparat zu zeigen. Weshalb sagten sie aber nicht, nur dass jemand Anzeige erstattet hätte. Gleich darauf erfreuten sie sich mit mir gemeinsam an den hellen Punkten auf jenen gerade geschossenen Fotos. Ein kleines Verhör, jedoch ohne konkret zu werden, schloss sich daran an. Anschließend verlangten sie noch meinen Ausweis, überzeugten sich von seiner Echtheit und gingen darauf ihres Wegs. Ihren netten Abschiedsgruß erwiderte ich natürlich ebenso nett. Ein wenig verwirrt blieb ich allerdings zurück, ich gebe es ja zu. Mit allem hatte ich in dieser Nacht gerechnet, aber nicht mit diesem überfallartigen Besuch. Wer rechnet auch schon damit. Mein „Sündenregister“ recherchierend kam ich auch nicht wirklich auf den Grund, ahnte aber, dass es etwas mit meinen Mondbildern zu tun haben würde.
Am nächsten Abend, nach dem Gassi gehen mit klein Charly, kam ich mit einer Hausbewohnerin ins Gespräch die mir klar machte, dass dieser Einsatz schon Stadtgespräch sei. Ich konnte es nun gar nicht fassen. Sollte es wirklich Forderung und Auflage sein Nachtaufnahmen vorher anmelden zu müssen? Was ich dann aber noch zu hören bekam erfüllte mich wahrlich mit Entsetzen. Im größten Kaufhaus der Stadt wurde wohl darüber gesprochen, dass ich, mit einem Teleobjektiv versehen, ein nacktes Kind fotografiert hätte. Dieser winzige Apparat und ein Teleobjektiv, das war technisch gar nicht möglich. Mir war aber bewusst, so entstehen Verleumdungskampagnen. Sollte ich etwa gerade Opfer einer solchen werden, die sich in Windeseile ausbreiten würde und das nur, weil ich des Nachts den Mond fotografierte?
Ich wollte den ganzen Vorgang nicht auf sich beruhen lassen und fuhr am Vormittag, des darauf folgenden Tages, zur Polizeistation. Dort schaute sich der Polizist, der meinen Fall übernahm, den Bericht an und konnte mir bestätigen, dass belegt ist, dass keine Aufnahmen von irgendwelchen Nackten zu finden gewesen waren. Ein Kind war es, laut Bericht, auch nicht, wie es erzählt wurde, sondern eine 19 jährige, die in voller Nacktheit vor dem Fenster flanierte und meine Blitzlichte mitbekam. Der Witz ist, vor diesem Fenster hingen Gardinen und auch in der Entfernung begründet wäre nichts zu erkennen gewesen. Wollten die sich nur wichtig machen, frage ich mich. Jedenfalls informierte mich dieser Polizist darüber, dass die beiden Uniformierten, nachdem sie mich besucht hatten, dort noch einmal vorstellig wurden und den Sachverhalt richtig stellten. Das heißt, keine nackten Tatsachen gefunden zu haben. Trotzdem aber, kam eine Story voller Dramatik in Umlauf. Wahrscheinlich werde ich nun eine Gegenanzeige machen müssen, sollte ich weiterhin so niveauvolles zu hören bekommen. Den Mond werde ich weiter fotografieren, denn irgendwie ist so ein nächtlicher Besuch doch auch spannend, oder?
Karona