Ebbes Asyl
Plaudern über Dies und Das, fröhlich und ernst, Fotografie, Texte, Hobbys ...
testseite-asyl-21 Neues Forum: https://ebbes.xobor.de/
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Insulaire
Registrierter Benutzer

Ehemaliges Mitglied


New PostErstellt: 25.01.09, 15:56     Betreff: Re: MÄRCHEN, Fabeln etc.

Anthrazit
(Kindermärchen)

Es war einmal ... vor langer langer Zeit im fernen Land Sudan.
Da erblickte ein hübscher grauer Elefantenjunge das Licht der Welt.
Anfangs ging es ihm recht gut. Doch da sich seine Eltern ihr Leben als Arbeitselefanten verdienen mussten, wurde auch er schon bald dazu erzogen, schwere Lasten für die Menschen zu heben und zu schleppen. Diese gaben ihm wegen seiner schönen Hautfarbe den Namen ’Anthrazit’, bürdeten ihm jedoch, da sie seine Stärke sahen, von Tag zu Tag mehr Palmenholz auf seine jungen Schultern und seinen doch noch so empfindlichen Rüssel. Sehr oft weinte der kleine Elefant ob der schweren Arbeit, die all seine Kraft forderte und ihm keine Freude an seinem jungen Leben ließ.
Nun trug es sich zu, dass im Palastgarten des Königs Al-Baschir ein neuer Pavillon erbaut werden sollte. Das große goldene Tor wurde sperrangelweit geöffnet, um alte, junge, große und kleine Elefanten mit schweren Steinen, Baumstämmen und anderem Baumaterial einzulassen. Auf seinem Weg durch den königlichen Garten entdeckte der kleine Anthrazit einen verborgenen, grün glitzernden Teich, in dem die wunderlichsten und schönsten Fische schwammen. Und immer, wenn die Elefantentreiber nicht genau aufpassten, stand der junge Elefant staunend am Wasser und freute sich am bunten Schillern und Blubbern der Fischchen, die neugierig durchs Wasser guckten und bald nur ihm zuliebe kleine Purzelbäume durch die Luft schlugen.
Doch nach ein paar wenigen Wochen ward die Hilfe der Elefanten nicht mehr nötig. Als Anthrazit eines frühen Morgens der Peitsche seiner Antreiber entkam und zum Palaste lief, fand er das goldene Tor fest verschlossen. Mit langen Säbeln bewaffnete Wächter standen davor und ließen niemanden in den königlichen Park. Traurig schlich der Elefantenjunge an der hohen Palastmauer entlang. Sein Herz bebte, seine Brust hob und senkt sich immer mehr, - und damit begannen auch seine langen Ohren zu flattern. Stärker und stärker. Gar kräftig schlugen die Elefantenohren, flapp-flapp-flapp; da - auf einmal erhob sich der ganze kleine Anthrazit, schwebte wie ein Hubschrauber empor - und über die Mauer. Wie groß war doch die Freude, nicht nur die des Elefanten, nein, auch die der Fische, die ihn mehrere Tage lang vermisst hatten. Nie zuvor sprangen sie so hoch aus den Wellen und blubberten so süß mit ihren kleinen Schmollmündern. Dabei fiel dem jungen Anthrazit besonders ein kleines goldenes Fischlein mit roten Kiemen und Augen auf, das so hoch springen konnte wie kein anderes ihrer Freunde. Und dieser kleine wunderschöne Fisch, dies sah Anthrazit ganz genau,  blinkerte ihm besonders lieb mit langen glitzernden Wimpern zu, wenn es sein Gesichtchen aus dem Wasser hob.  So heftig schlug das junge Herz in der Elefantenbrust, dass es Anthrazit einen wohligen Schauer nach dem anderen über seine dicke Haut jagte. Doch konnte er sich auch nicht genug und satt sehen an diesem Paradies, so musste er trotzdem täglich zurück zu den anderen Elefanten und zu seiner Arbeit.
Die Tage gingen dahin. So oft es Anthrazit gelang, der Sklavenarbeit zu entfliehen, flog er über die Palastmauer und erholte und erfreute sich am Fischweiher. Bis, - ja, bis es ihm eines Tages nicht mehr gelang, sich in die Lüfte zu erheben. Er war zu groß, zu dick und zu schwer geworden.
Rund um den Garten suchte Anthrazit nach einem Weg hinein zum schönen Teich.
An die Rückseite des königlichen Parks grenzte ein dichter Dschungel. Und da fand unser junger Elefant ein verfallenes, geborstenes Holztor, fast gänzlich von Efeuranken verborgen und gerade so breit und hoch, dass er sich hindurch zwängen konnte.
Von da an saß Anthrazit wieder, wann immer er sich von seiner Arbeit davonschleichen konnte, am Teich, kühlte seinen wunden Rüssel im frischen Wasser und freute sich des fröhlichen Treibens der Fische und am zarten vorsichtigen Knabbern seines Lieblingsfischchens an seinen ins Wasser baumelnden Beinen.
Eines Abends fing es gar fürchterlich an zu regnen und wollte überhaupt nicht mehr aufhören. Es goss buchstäblich wie aus Kübeln. Der Teich füllte sich schnell bis zum Rande  und die Fische drohten allesamt hinausgeschwemmt zu werden. Schnell steckte Anthrazit seinen Rüssel ins Wasser und soff und soff und soff, solange, bis es aufhörte zu regnen. Alle Lebewesen im Fischteich atmeten erleichtert auf und blubberten voller Freude und Dankbarkeit. Doch der junge Elefantenmann war bis  zum Bersten gefüllt und konnte einfach das viele Regenwasser nicht wieder hinauspusten, da er sich vor Schreck und Saugen und Saugen total verkrampft hatte.Er wankte zum alten Tor. Doch, - ohweh! Da passte er mit seinem dicken Wasserbauch nicht mehr hindurch.
Ratlos und voller Sorge tappte Anthrazit zurück zum Teich. Er fürchtete, seine menschlichen Herren würden ihn suchen, finden, bestrafen und vielleicht gar einsperren. Da stolperte er in seiner Unbeholfenheit über einen Stein, und -plumps, stürzte er kopfüber in den Teich. Ohje. Durch den enormen Platsch und Anthrazits Körpergröße und Dicke schwappte fast sämtliches Wasser aus dem Teich. Die armen Fischlein lagen zuckend in den übrig gebliebenen Pfützen und jappsten und schlugen ängstlich mit ihren kleinen Kiemen. Geistesgegenwärtig trommelte sich der junge Elefant mit beiden Vorderbeinen fest auf seinen dicken Bauch, bis sich das Wasser, endlich, daraus ergoss und in Schwällen aus dem Elefantenrüssel in den Weiher plätscherte. So hatte alles wieder seine Ordnung.
Anthrazit fühlte sich, fröhlich mitten im Teiche sitzend, so wohl, dass er sich wünschte, immerdar hier bei seinen kleinen bunten Freunden und vor allem bei seiner schönen, süßen Freundin bleiben zu können. Und diesen Wunsch trompetete er mit einem Male laut hinaus. So laut, dass alle Vöglein im Garten verstummten und die Welt vor lauter Staunen stehen zu bleiben schien. Ein Rumpeln ertönte, weit aus der Tiefe des Teiches kommend,  große Blasen stiegen von dort nach oben, - und mit ihnen eine dicke Kröte. Doch diese erschien nicht hässlich oder gar Furcht einflößend; denn ihre Haut trug die Farben eines wunderschönen Sonnenuntergangs, und aus ihrem Gesicht strahlte Güte und Lieblichkeit.
“Anthrazit”, sagte sie mit einer zarten Elfenstimme, “lange bist du mir schon bekannt. Ebenso bekannt sind mir die Träume, die du tief in deiner Brust trägst. Da du ein gutes Herz besitzt und ich all deine Gedanken ebenso wie deinen ehrlichen Wunsch, hier bei uns zu bleiben, sehen kann, werde ich dir diesen gerne erfüllen. Aber, - in deiner jetzigen Gestalt wirst du hier bei uns nicht leben können.”
“So sag mir, was ich tun kann, um auch so ein kleiner zarter Fisch wie meine liebe  schöne Freundin hier zu werden, und ich werde alles Nötige daran tun”, meinte da Anthrazit. “Nichts leichter als das”, sprach die Kröte und schnippste einmal laut mit ihren Zehen.
Nichts änderte sich; - banges Warten eine ganze Weile lang. Doch mit einem Mal fing Anthrazit an zu schrumpfen, zuerst gaaanz langsam, dann schneller und schneller, bis er nur noch die Größe einer Menschenfaust hatte. Seine Gestalt streckte sich, seine Knochen wurden zu Gräten, es wuchsen ihm Kiemen, - nur seine Nase blieb ein kleiner Elefantenrüssel.
Aus dem jungen kräftigen Elefanten war ein kleiner Elefantenrüsselfisch geworden, der sich bald mit dem schönen goldenen Fischlein vermählte und …
… und wenn sie nicht gestorben sind, so schwimmen sie noch immer vergnügt und glücklich in ihrem Teich im schönen Königsgarten.

~~~~~~~~~

<url=http://de.wikipedia.org/wiki/Elefantenr%C3%BCsselfisch></url>

© Insu 



nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ändern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1.927 von 2.025
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com

Design © trevorj