Das Feuerwerk
Frau Nachbarin braucht eine Kur;
der Doktor meint "Rizinus pur",
weil, wo der Kaiser geht zu Fuß,
sie gaaar nicht kann, wenn sie mal muss,
was Bauchschmerz bringt - und auch Verdruss.
Zur Apotheke läuft ihr Mann,
da sie - mit Leibweh - dies nicht kann.
Dort wird sogleich er aufgeklärt,
wie man mit Rizinus verfährt:
"Drei Tropfen täglich sind genug!
Wenn's dann im Bäuchlein glucksen tut,
gehts Ihrer Frau bald wieder gut."
Ein kleines Fläschchen Aquavit
nimmt sich Herr Nachbar auch noch mit
und setzt am Heimweg sich sogleich
aufs Bänklein beim Forellenteich.
"Die Frau kann warten", denkt er nu',
genießt die Sonne voller Ruh
und schließt dabei die Augen zu.
Die Hand in seiner Hosentasch',
spürt er die kleine kühle Flasch',
erinnert sich an den Genuss,
den diese bringen kann und muss.
Verschmitzt entkorkt er den Verschluss.
Das Zeug schmeckt wirklich teuflisch gut.
So kippt er zügig Schluck für Schluck.
Das Flascherl, leer, fliegt in den Teich.
Und schon wird unser Nachbar bleich;
- in seinem Bauch rumort's und druckt's...
Schnell greift er in die Tasch' der Bux:
Ein Flascherl Aquavit! - Er stutzt.
Doch lange wundert er sich nicht.
Der Schmerz verzieht ihm sein Gesicht.
Als es im Bauch laut donnernd kracht,
guckt's Fischlein aus dem Teich und lacht
und denkt sich: "Na, dann gute Nacht...!"
Die Polizei sucht Stund' um Stund'
nach dem Herr Nachbar. - Ohne Fund.
Der sitzt im dichtesten Gesträuch
sehr lang noch beim Forellenteich.
Sein Feuerwerk erhellt die Nacht
und hat dem Dorf viel Freud gebracht.
(Gemein ist, wer nun grinst, - gar lacht.)
© Insu