Das sehnsüchtige Äffchen
ES war einmal ...
... ein kleines Affenmädchen namens Amour.
Das lebte seit seiner Geburt geborgen und fröhlich in einem großen Käfig des Zoos.
Dort hatte esimmer frisches Stroh, Spielzeug aller Art und mehr als genug der besten Leckerbissen.
Eines Abends entdeckte Amour die nicht ordentlich abgeschlossene Käfigtüre ...
Schon lange wohnten große Neugierde und Sehnsüchte nach dem unbekannten Draußen im kleinen Affenherz.
Vooorsichtig öffnete Amour das Gittertürchen, das nur ganz leise quietschte,
und schlüpfte hinaus in die Freiheit der aufregenden weiten Welt.
Lange wanderte das Äffchen herum, kam auch ganz gut zurecht, bestaunte dieses und jenes,
... bis, - - ja bis es eines schönen Tages eigenartige Musik hörte, die es magisch anzog.
In einem grünen Hinterhofe stand vor einem bunten Kasten ein großer Mann,
der an einem Rad drehte und diesem Gerät damit die schönsten Töne entlockte. Ein Drehorgelspieler.
Er hatte einen dichten Schnurrbart und Augen, die Amour nicht mehr losließen und das kleine Affenherzchen
erzittern ließen. Sachte, sich zur Musik langsam im Kreise drehend, näherte sich Amour dem Unbekannten.
Darauf hatte er gewartet, griff schnell nach ihr, legte ihr ein Band um den Hals und setzte sie auf seinen Leierkasten,
auf dem das tanzende Tierchen nun ihn und all die staunenden Menschen erfreute.
Sodann zogen sie gemeinsam weiter durch das wunderschöne Land.
Da Amour ob des vielen Tanzens oft sehr müde war, holte der große Mann eines Tags einen silbernen Schlüssel
aus seiner Tasche und steckte ihn dem Äffchen mitten ins Herz.
Es tat nicht sehr weh, da Amour dem Leierkastenmann zuliebe alles gerne ertragen wollte.
Sobald Amour müde wurde, drehte der, dem ihr Herz angehörte, das Schlüsselchen,
und schon konnte sie ihn erfreuen und sich wiederum und wiederum im Tanze drehen.
So ging es ein ganzes Jahr.
Doch dann bemerkte das Äffchen, dass der Mann sich mehr und mehr anderen Dingen zuwandte
und sie immer öfters vergaß. Sie tanzte und tanzte, nur ganz alleine für ihn, bis ihre Füßchen bluteten;
- doch sie konnte sein gleichgültig gewordenes Herz damit nicht mehr erreichen.
Amour stürzte in ihrer verzweifelten Müdigkeit hinab vom Leierkasten, der nun in einer dunklen Ecke lehnte
und an den sie noch immer durch ein starkes Band gekettet war.
Der Schlüssel fing an zu rosten, da der Mann nur noch ganz selten ein wenig daran drehte,
- gerade so viel, dass sie ihn nicht vergessen konnte und sich wieder an das schönste
Jahr ihres Äffchenlebens erinnerte.
(Ja, - und wenn sie noch nicht gestorben ist,
so liegt sie noch irgendwo, verstaubt und vergessen,
und träumt von ihrem Leierkastenmann
und diesem längst vergangenen Jahr seiner Zuwendung und Nähe,
in dem all ihre Sehnsüchte Wahrheit geworden waren.)