...Nur kurze Zeit später begann sich jedoch schon das nächste
Desaster abzuzeichnen. Ich hatte von Anfang an mit Nachdruck
dafür plädiert, den Spot bis in die Novembertage hinein auf
Eis zu legen, um dann in jener kalten Jahreszeit, in der
die Menschen insbesondere für Spenden ein offenes Ohr haben,
auf Sendung zu gehen. Solange der Spot nicht produziert
worden war, gab es damit auch keine Probleme. Jedes Mal,
wenn ich mir, vielleicht von einer bösen Vorahnung getrieben,
die Bestätigung dafür einholte, bekam ich sie Zusage, dass
man es genauso sehe. Auf einmal, aus heiterem Himmel, erging
an mich die Anweisung, dass die Kampagne bis spätestens Ende
September abzuschließen sei. Ich fiel zwar aus allen Wolken,
aber in dieser Frage waren mir einfach die Hände gebunden.
So geschah es, dass die Lübecker Nachrichten schon am 02.07.
ankündigten, dass der Spot bei Sat1. gleichen Tags zum ersten
Mal auf Sendung gehen werde.
Es ist kein schönes Empfinden, wenn man nach einem halben Jahr
Arbeit, von einem Moment auf den anderen, machtlos vor solcher
Art Entscheidungen steht. Das dramatische an diesem Jahr war
ja, dass wir gerade einen der beiden Jahrhundertsommer erlebten.
Da interessierte sich bei Temperaturen von weit über 30 Grad
bestimmt niemand für Fernsehprogramme und insbesondere
Spendenaufrufe. Nur ich allein gegen den „Rest der Welt“, der
ganz schnell die Millionen auf dem Konto sehen wollte, das
konnte nur schief gehen....
Ideale sind wie Sterne,
Man kann sie nicht erreichen,
Aber man kann sich an ihnen orientieren.
(Carl Schulz)