Paula, Paul und die Liebe im Lenz
Mein altes Türkentaubenpaar
- Paul, Paula - auf der Pergola
genießt die Frühlingssonnenstrahlen.
Er müht sich ab mit Plustern, Prahlen,
um seinem Täubchen, und nicht allen,
nur ihr alleine, zu gefallen,
stolziert mit hoch erhobnem Kopf
und dickem, frisch geputztem Kropf
auf einem Balken hin und her.
Sein Gurren sagt ihr: "Bittesehr,
bist' mir auch lang schon angetraut,
- ich will dich noch! Sei meine Braut!
Wie jedes Jahr im Lenze
vernasch' ich dich zur Gänze."
Sie weicht zurück und trippelt keusch
zur Seite. Da, welch ein Geräusch?
Laut flügelschlagend hockt ein Fremder,
ein Täuberich, auf dem Geländer,
der, seine graue Schönheit zeigend
sich brüstet, mehrfach sich verneigend.
Sie wendet sich und flattert keck
von beiden Täuberichen weg,
um höher noch zu imponieren.
Die zwei beginnen zu hofieren,
indem sie sich gekonnt platzieren.
Sie tut, als würd' sie's ignorieren.
Mit jedem Auge sieht sie einen,
rechts, links, - sie tänzeln und verweilen.
Sie strecken sich zur größten Höhe,
damit siiie nur nichts übersähe.
Sie drehen sich und schlagen Haken,
zeigen ihr schwarzes Band im Nacken.
Paulinchen kann sich nicht entscheiden:
"Wen nehm' ich von den süßen Beiden?"
Da wird's dem Paule, ihrem Mann,
zu dumm. Er faucht: "Was deer da kann,
kann ich schon viele Jahre besser!",
öffnet den Schnabel wie zwei Messer
und stürzt sich auf den Nebenbuhler:
"Willst du mein Weib? Bist du ein Schwuler?
Bei uns hier hast du nichts verloren.
Pass auf, ich werde dich versohlen."
Dann sieht man nur noch Federn fliegen.
Wer wird dem andern unterliegen?
Wehklagend flieht alsbald
ein Täub'rich in den Wald.
Der Paule, man erkennt ihn gleich,
er siegte, hüpft zu seinem Weib.
Stolz sucht er ihre Nähe wieder, -
doch sehr zerzaust ist sein Gefieder.
Sie zupft an ihm, an seiner Brust,
und immer mehr, man siehts - mit Lust,
rückt ihm die Federchen zurecht.
Nun, dies gefällt ihm gar nicht schlecht
und er beginnt, mit ihr zu schnäbeln
(er tats noch nie mit andern Mädeln).
Als diese "Prozedur" vorbei
denkt Paula sich: "Ach, einerlei,
was soll der Ehefrust.
Jetzt hab ich auch mal Lust!",
und duckt vor ihrem Paul sich nieder,
... - ... sie "tun's" - auch diesen Frühling wieder.
© Insu