Das Biest
Sie war ein Biest von Kindheit an,
das anfangs jedem schön getan,
um so Vertrauen aufzubauen
- und dann gewaltig d'rauf zu hauen.
Darum, wie kann es anders sein?,
war sie die meiste Zeit allein,
doch wollt nie lernen, nie verstehen,
mit andern besser umzugehen.
In's Herz hat keinem sie geschaut.
Sie konnte lachen, froh und laut,
nur wenn sie andere verletzte,
bös' intrigierte, lügend petzte.
Zum Psychiater wollt sie nicht.
Nein, dort verlör' sie ihr Gesicht,
da müsste sie sich eingestehen,
- so krass kann es nicht weitergehen.
Die Lebensfreude wär' dahin,
ihr Leben hätte keinen Sinn,
wenn sie nicht Zwietracht säen dürfte
und andern tiefe Wunden schürfte.
Sie wurde älter, dieses Biest,
das ander'n Schönes stets vermiest',
genoss ihr Tun mit hellster Freude, -
und kennt kein Glück, wie einst, auch heute.
Nun sitzt sie da, nicht weiser, alt.
Sie friert, das Herz im Leib eiskalt.
Ein Denken nur lässt sie nicht ruh'n:
Wem könnt sie heute Schlechtes tun?