Ebbes Asyl

Insulaire · Registrierter Benutzer Ehemaliges Mitglied

Morgengedanken

Die Flügeltüren zum Garten weit geöffnet, sehe ich,
spät erwacht, von meinem Bett aus in den Himmel.
Im Blau schwimmen weiße Wattewolken in- und auseinander,
verändern sich, ganz langsam nur, sachte und weich.

In diesem Moment absoluter Ruhe und Hingabe an diese
wunderschöne Welt wünsche ich mir ein Vogel zu sein.
Nein, eigenartiger Weise kein Adler, - ... ein kleiner
Vogel, Stieglitz oder Spatz. Der rotköpfige Stieglitz
singt zwar viiel schöner, doch ich entscheide mich für
das Spätzchen.

Und so fliege ich hinauf, trenne mich von meiner Welt,
meinem Garten, dem kleinen Teich, dem Futter, das Winter
wie Sommer für mich bereit steht. Ja, ich fliege tief in
den Himmel hinein, immer weiter fort, höher und höher,
zwar zurücksehend, doch ohne Bedauern. Ich WILL zu diesen
Wolken, wissend, dass sie mich nicht werden halten können.
Schaffe ich es wirklich bis dorthin, gibt mir NICHTS Halt;
kein Ort, an dem ich mich ausruhen kann, kein Tröpfchen,
das meinen Durst stillt. Und entkräftet werde ich zur Erde
stürzen, ein winziges Leben, dessen Seele mit den weißen
Wolken weiterzieht. Ich werde mit dem Wind singen und für
immer und ewig ein Teil dieser Ruhe und Schönheit sein.