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Karona

Administrator

Beiträge: 28489


New PostErstellt: 01.02.09, 19:14     Betreff: Re: KURZGESCHICHTEN ....... (Geschichtchen, Erlebnisse, Träume etc. ...)

Eine Geschichte, die ich auch nicht vergessen werde:

Wir hatten gerade ein gebrauchtes „Jawa“Moped
erstanden, als eine Fahrt dorthin geplant war.
Nun hatte ich aber überhaupt keine Lust, mit dem
Zug mitzufahren, sondern wollte die Strecke unbedingt
mit meinem neu erworbenen Moped zurücklegen. Wir hatten
nämlich Urlaub und ich fand es nicht schlecht, auch
dort vor Ort motorisiert zu sein. Allerdings reizte
mich natürlich die Fahrt selber auch ganz schön.
Gesagt getan. Ich verfrachtete unsere kleine
Goldhamsterzucht, so ca. fünf an der Zahl, in einen
größeren Pappkarton, verstaute ein wenig Gepäck und
auf ging es frohen Mutes in Richtung Autobahn. Mit
meinen 65 Kilometern je Stunde brauchte ich natürlich
überhaupt keine Konkurrenz zu fürchten, da bekanntlich
selbst die Trabbis schneller waren.

Es vergingen so einige Stunden, immer im
Spitzengeschwindigkeitsbereich. Als die ersten Westautos
in Richtung Grenzübergang Potsdam Drewitz an mir
vorbeibrausten glaubte ich, es fast geschafft zu haben.
Da ich erst so gegen 16.00 Uhr losgefahren war, drehte
ich den Gashahn weiterhin voll auf, um wenigstens noch
vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel zu sein. Aber denkste.
Um ca. 22:00 Uhr fing der Motor plötzlich an zu stottern.
Ich konnte danach machen was ich wollte, nichts ging
mehr. Also hieß es, erst einmal eine Rast auf dem
Seitenstreifen einzulegen. Dass mir bei der Aussicht,
die Nacht an der Autobahn zu verbringen, etwas schwindelig
wurde, sollte nachvollziehbar sein.

Der Schreck fuhr mir dann förmlich in die Glieder, als
ich bemerkte, dass meine Hamster inzwischen fleißig gewesen
waren und einige Löcher in das Behältnis genagt hatten.
Zu meinem Entsetzen musste ich gleich darauf feststellen,
dass sich einige dieser Tierchen bereits auf der Flucht
befanden. Nun galt es für mich zu verhindern, dass sie die
Autobahn erreichten. Was blieb mir also übrig. Ich ging in
der bereits einsetzenden Dämmerung, an der Autobahn, auf
Hamsterjagd. Es gelang mir tatsächlich, alle kleinen
Ausreißer wieder wohlbehalten in ihrer Kiste unterzubringen.
Am Tage schliefen die lieben Kleinen ja üblicherweise,
aber abends wurden sie eben naturbedingt putzmunter.

Nun ging es erst einmal zu Fuß auf dem Randstreifen weiter,
dabei immer die kleinen Nager im Visier behaltend. Die
Dunkelheit war, während ich „voller Begeisterung“ das
schwere Moped ins Unendliche schob und schob, bereits
völlig über meinem Tiertransport hereingebrochen. Ich
war dann bestimmt schon eine Stunde unterwegs gewesen,
als neben mir unvermittelt Bremsen quietschten. Als
erstens nahm ich dann zwei total perplexe Polizisten wahr,
die mich einfach nicht auf die Reihe bekamen. Nachdem sie
ihre Standpauke, in der das Wort zerfetzen mehrmals vorkam,
beendet hatten, schalteten sie das Blaulicht ein und
geleiteten mich bis zur nächsten Autobahnabfahrt. Die
erreichten wir „schon“ nach etwa einer dreiviertel Stunde,
da ich jetzt zu Fuß Vollgas gab, um meine ungeduldige Eskorte
nicht noch mehr zu verärgern. Von dort aus wiesen sie mir
den Weg zu einer Chaussee, die in Richtung Potsdam führen sollte.

So schob ich dann im Dunkel der Nacht Stunde um Stunde und
sollte so um ca. 4.00 Uhr, der Morgen brach sich bereits
seinen Bann, tatsächlich die Stadtgrenze von Potsdam
erreichen. Allerdings bis ins Zentrum war es noch ein
sehr, sehr langer Weg. Davon kündeten inzwischen auch
meine nach Ruhe schreienden Füße. Das Ortseingangsschild
hauchte mir jedoch neues Leben ein, und so brauchte ich
„nur“ noch zwei oder drei Stunden, bis ich das Stadtzentrum
erreichte. Dort fand ich dann nach längerem Suchen
tatsächlich eine Werkstatt, die meine Maschine in
liebevolle Pflege nehmen wollte. Der Werkstattmeister
versprach mir dazu noch in die Hand, den Schaden innerhalb
von drei Tagen behoben zu haben. Kann ein Mensch glücklicher
sein?

Auf dem Weg zum Bahnhof hatte ich dann die völlig unerwartete
Begegnung mit einem ehemaligen Kollegen. Mein Gustav war,
nachdem ich ihn über die Widrigkeiten, die mir geschehen
waren berichtete, regelrecht fassungslos. Es kann sogar
sein, dass er mir insgeheim einen Vogel zeigte. Vor allem,
nachdem er meine Begleitung kennen lernen durfte.

Es war für mich ein echtes Glücksgefühl, als ich im Zug
nach Falkensee, voller Gewissheit, das Ende meiner Odyssee
fasst erreicht zu haben, die Beine ausstrecken konnte.
Der sich fast kringelig lachende Urgroßvater gehörte dann
schon zum krönenden Abschluss meiner Goldhamsterfahrt.

Karona





Ideale sind wie Sterne,
Man kann sie nicht erreichen,
Aber man kann sich an ihnen orientieren.

(Carl Schulz)
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