Das Innere hat einen logischen räumlichen Aufbau, der in Grundform
und Anordnung der Räume geradezu als Prototyp für Theaterbauten gelten kann.
Er gewährleistet eine sichere, übersichtliche und auch
eindrucksvolle Führung der Besucher zum Zuschauerraum und ist ebenso gut
als architektonischer Rahmen für die gesellige Begegnung in den
Theaterpausen geeignet. Vor allem aber bietet die Gestaltung des
Zuschauerraumes dem Theaterspiel und der Oper beste akustische Bedingungen.
Diesen zweckmäßigen Raumorganismus hatte Semper in Formen
verwirklicht, die der antiken Tradition verpflichtet sind und in erster
Linie Vorbildern aus der italienischen Renaissance folgen. Sie überspielen die Oberfläche der baulichen Struktur und sind
im Inneren des Gebäudes vorwiegend aus Stuck gebildet, der auf die
raumfassenden Mauern und Decken aufgetragen ist.
Der historisierende Überzug hatte die geistigen Ansprüche zu erfüllen, die das Publikum zu
Sempers Zeiten an sein Theater stellte: Ein reiches, dekoratives und
festliches Kleid historischer Formen hatte die Idealität humanistischer
Gedankenwelt zu verdeutlichen und zugleich dem kulturellen Geschehen
einen repräsentativen, aus der Alltäglichkeit herausgehobenen, Rahmen zu geben.
Dieses „Bekleiden“ der strukturellen Bauteile mit dekorativen
Formen hatte Semper bereits 1863 in seiner Bekleidungstheorie beschrieben.
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Sorg Du täglich für ein wenig Sonne!
Das Leben übernimmt die Sorge für den Schatten!