Guido Niermann
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Erstellt: 31.01.12, 16:12 Betreff: Re: Der Ring des Bösen |
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Ich hatte den Kleinen schon die ganze Zeit beobachtet. Er schien total fertig zu sein und sah aus, als ob er reden wollte. Ein ideales Opfer. Es würde sicher ein Leichtes sein, ihn zu ködern. Und die Chefin würde mehr als zufrieden sein, wenn ich ihn für unser Institut gewinnen konnte. Ich tat natürlich auf Mitleid und sah sorgenvoll aus, als ich mich zu ihm setzte. "Darf ich?", fragte ich erst einmal. Er machte mir ein Zeichen, daß es in Ordnung ging. "Na, wo drückt denn der Schuh?, fragte ich den Jungen. " Wer sind SIE denn?", fragte er mich. "Jemand, der Dir zuhört. Ich sehe Dir doch ab, daß Du jemanden zum Reden brauchst!", sagte ich einfühlsam. "Wenn Du willst, kannst Du es mir erzählen!", bot ich ihm an. "Ich kann doch mit keinem Fremden darüber reden!", zierte er sich erst einmal. "Oft verstehen Fremde einen aber besser als die eigene Familie!", heuchelte ich. "Ja, da mögen Sie schon recht haben!" "Na komm, ich lad Dich auf einen Drink ein und dann erzählst Du mir mal ganz genau, was los ist!" "Ach, meine Freunde hören einfach nicht zu. Alles geht schief. Der Steinkamp traut mir nichts mehr zu, mein Bruder hört nicht mehr zu, ich mache ständig alles falsch zu Hause und Franzi hat sich auch schon ewig nicht mehr gemeldet!", sprudelte es aus dem Jungen heraus. "Ist das Deine Freundin?" "Ja, wir waren mal zuammen!" "Du solltest Dir mal das Anti-Stress-Seminar von Dr. Wilhelmsen anhören!", kam ich direkt zum Punkt. "Aber ich hab doch keinen Stress!" "Sie gibt auch gute Tipps für solche Leute wie Dich, die zur Zeit so viele Probleme haben und sich von ihren Freunden unverstanden fühlen!", versuchte ich ihn zu ködern. Doch früher oder später würde er auf jeden Fall anbeißen. "Schau es Dir doch einfach mal an. Bei uns bist Du immer willkommen! Und es schickt Dich auch keiner weg, wenn Du Probleme hast!", setzte ich noch einen drauf. Das zog ganz sicher bei ihm. "Darf ich fragen, wie Du heißt?" "Florian! Aber Sie kennen mich doch gar nicht. Warum wollen Sie mir helfen?" "Weil ich es nicht sehen kann, wie traurig Du bist, mein Junge!" Oh man, was ich hier schleimen mußte. Aber es ging nicht anders. "Ich bin Simon!" Ich sah, wie er zögerte. "Na komm, wenn es Dir nicht gefällt, kannst Du immer noch gehen!" "Hm, ich weiß nicht. Ich hab doch kein Geld!" "Das Einführungsseminar ist immer kostenlos!" "Ok, dann komme ich mit!", willigte er schließlich ein und ich mußte teuflisch grinsen. Er wolte bezahlen. "Laß nur. Du bist eingeladen, Florian!", meinte ich und wartete, daß er mir nachkam. Das ging ja einfacher, als ich dachte.
Gemeinsam fuhren wir dann mit meinem Wagen ins Institut. "Ist es weit?" "Nein, nicht so weit!" Ich brachte ihn dann zum Büro meiner Chefin. "Warte hier!" Ich klopfte kurz an, ging aber dann einfach rein. "Frau Dr. Wilhelmsen, ich habe jemanden mitgebracht!", grinste ich sie an. "Ein ideales Opfer. Der Junge steckt bis zum Hals in Problemen!", grinste ich. "Ich konnte ihn im Handumdrehen ködern! Soll ich ihn reinbringen?"
Simon Prager
[editiert: 31.01.12, 16:20 von Guido Niermann]
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